01. Januar 2014

01. Januar 2014

AUSSTELLUNG MIT THITZ


THITZ    BAG INSIDE

 01. – 26. Februar 2014.

Eröffnung: Samstag, 01. 02. 2014, 16 Uhr

Es spricht die Kunsthistorikerin Dr. Eva-Suzanne Bayer.

‚Istanbul – Hagia Sofia‘ 2013
Acryl und Tüten auf Leinwand
120×140 cm



„Wer Großstädte wirklich malen will, darf nicht eine ausgedachte Stadt darstellen, sondern muß versuchen, das empfundene Erlebnis an sich zu malen, mit allen Geräuschen, Krach, Staub und Gerüchen. In eine Sekunde Stadt paßt unendlich viel Information – diese Stadt meine ich, das sind meine inneren Bilder“ postuliert Thitz. Für den 1962 geborenen Künstler sind Reisen Ausgangspunkt seiner Malerei. In den letzten Jahren besuchte er Brasilien, Marokko, Italien, Island, die Türkei, Norwegen, Schweden, Ecuador, Mexiko, Guatemala, Indien, Nepal, Südafrika und die USA. Unterwegs sammelt er Artefakte urbaner Kulturen – und was bildet eine Zivilisation besser ab als Einkaufstüten? Thitz integriert sie in seine Stadtlandschaften, und ihre Laschen verwandeln sich in optische Reißleinen für den Sprung aus der nüchternen Realität in verborgene Dimensionen. Tüten aus aller Welt liegen unter seinen Stadtlandschaften, in immer neuen Übermalungen entfaltet sich ein faszinierend assoziatives Gedankengefl echt zwischen Tüten und Malerei. Henkel durchbrechen die Leinwand, stehen im Bild oder ragen über die Leinwand hinaus. Henkel scheinen überall griffbereit, als seien die Gemälde selbst Tüten. In dieser Kopplung von scheinbar nicht Zusammengehörendem entstehen neue Bilder der Stadt, ambitionierte Bilder jenseits einer äußerlich sichtbaren Wirklichkeit, bilder, in denen Gefühle, Ahnungen, Spannungen und Stimmungen herausgefi ltert werden. Die Farben beginnen zu leuchten, tausende Figuren bevölkern Fassaden, Häusermeere, Wasserflächen und sogar den Himmel. „Seine Städte sind moderne Schönheiten: schön, groß, laut, grell, dynamisch und pulsierend, zugebaut mit bunten Hochhäusern, angefüllt mit Autos, Menschen, schillernden Schaufenstern und Werbeplakaten“ schrieb Anja Wenn von der Kunsthalle Karlsruhe. Genauso wie die lauten Farbakkorde beherrscht Thitz die subtilen Zwischentöne: Wie eine Fata Morgana steigt die Silhouette von Santa Maria della Salute über dem Canal Grande auf. Das Licht ist in der venezianischen Architektur immer von herausragender Bedeutung gewesen. Kongenial nimmt Thitz die Ideen des Architekten Baldassare Longhena auf, vermehrt sie um eigene Zutaten und belebt sie. Auf den ruhigen Wassern der Lagune treiben Tüten wie philosophische Kommentare. Thitz’ Kunst hat viele Facetten. Heiter und sonnendurchströmt können seine Bilder sein wie die Hagia Sophia, einst Konstantinopols Kaiserkathedrale, heute Touristenattraktion im quirligen Istanbul. Cool und grellfarbig wie Tokio oder New York, visionär wie Londons riesiges Panorama aus der Vogelperspektive, tiefsinnig wie die Werke seiner Hybrid-Serie in ihrer zurückgenommenen Farbigkeit. Jörk Rothamel